Bericht aus dem Böblinger Bote vom 21.01.2024, Kevin Schuon

Finn Spitzl (Nummer 11) von den „BöSis“ greift bei Timo Wolf von der HSG Schönbuch beherzt zu – letztlich endet das Derby verdientermaßen unentschieden. Foto: K. Schuon

Die „BöSis“ und die HSG Schönbuch liefern sich ein heißes Derby ohne Sieger

In einem spannenden Derby mit zwei völlig unterschiedlichen Halbzeiten trennen sich die HSG Böblingen/Sindelfingen und die HSG Schönbuch 30:30. Damit geht das Kreis-Duell in dieser Saison klar an das Team von der Schönbuchlichtung.

Das war ein echter Handballkrimi: Das Derby zwischen der HSG Böblingen/Sindelfingen und der HSG Schönbuch in der Verbandsliga, Staffel I, endete am Samstagabend ohne Sieger. Nach zwei völlig unterschiedlichen Halbzeiten trennten sich beide Mannschaften vor 600 Zuschauern in der proppevollen Murkenbachhalle mit 30:30.

Nach Abpfiff musste „BöSi“-Coach Marco Cece erstmal kurz durchatmen. „Eine Achterbahn der Gefühle“, sagte er. Oder wie Hallensprecher Sebastian Heinkele es ausdrückte: „Ein Handballfest, wie es Harry Sommer gefallen hätte.“ Zu Ehren des langjährigen Trainers von beiden Mannschaften gab es eine Schweigeminute vor dem Anpfiff.

Die Gäste legen bärenstark los

Anschließend waren die Gäste den „BöSis“ in den ersten 30 Minuten in allen Belangen überlegen. „Und das haushoch“, erkannte Trainer Holger Breitenbacher. Mit ihrer starken Abwehrarbeit forcierten sie immer wieder Ballverluste der Gastgeber. Dann machten sie das Spiel schnell, zogen durch einfache Treffer nach 15 Minuten erstmals auf fünf Tore beim 11:6 durch Oliver Schmitt davon. „Vier Gegenstoßtore in der ersten Hälfte“, hatte Marco Cece mitgezählt. „Das ist uns gegen Schönbuch auch noch nie passiert“, schüttelte er mit dem Kopf. Denn eigentlich ist das eher die Spielweise seiner Mannschaft. Doch dafür fehlte es sowohl im Angriff als auch der Abwehr an Struktur. „Wir sind einfach nicht ins Laufen gekommen.“

Dazu kam, dass die Spieler immer wieder offene Würfe vergaben, Benny Gärtner im Tor der HSG Schönbuch einige Bälle entschärfte. „Aus dieser Überlegenheit haben wir viel zu wenig gemacht“, ärgerte sich Breitenbacher ein wenig, dass es zur Pause nur 17:13 für sein Team stand. „Wenn wir etwas cleverer gespielt hätten, wäre die Führung noch deutlich höher ausgefallen.“ Gemeint waren einige Offensivaktionen, in denen der Ball leichtfertig weggegeben wurde.

Für die Cece-Brüder war das Ergebnis zur Pause dagegen kein Beinbruch. „Wir standen in der Kabine und wussten, dass wir das Ding noch drehen können“, sagte Coach Marco. „Wir haben die Jungs daran erinnert, dass wir einen Plan haben.“ Das schien zu funktionieren, denn vom Wiederanpfiff weg wendete sich das Blatt. Keeper Marco Maaß, der nun für den in der ersten Hälfte unglücklich agierenden Kevin Gsell ins „Bösi“-Tor kam, hielt die ersten beiden Bälle fest. Urs Bonhage und Nicholas Raff verkürzten.

So stand es nach 32 Minuten nur noch 15:17. Breitenbacher zückte die Karte, nahm sofort eine Auszeit. „Ich kann mich nicht daran erinnern, dass ich das schon einmal so früh getan habe“, sagte er. Doch er merkte, dass seine Jungs unruhig wurden. „Auch ich habe mich ein bisschen davon anstecken lassen“, haderte er.

Die „BöSis“ kamen dagegen richtig ins Laufen. Mit seinen Paraden brachte Maaß die Menge zum Kochen. Marian Heinkele verkürzte per Heber auf 17:18. Bonhage glich aus. Marvin Seeger traf per Siebenmeter zum 19:18 für die erste Führung der Hausherren. Den Gästen schien die Partie komplett aus den Händen zu gleiten. „Leider haben wir es in dieser Phase verpasst, uns deutlicher abzusetzen“, haderte Cece mit einigen Aktionen. „Die vielen Zeitstrafen, die wir bekommen haben, haben da auch nicht gerade geholfen.“

So brachte Jan Marks 30 Sekunden vor Schluss plötzlich wieder das Team von der Schönbuchlichtung in Führung. Quasi mit dem Schlusspfiff bekam Marian Heinkele auf Rechtsaußen den Ball, netzte zum 30:30 ein. „Das war noch einmal schön herausgespielt“, freute sich Cece.

Breitenbacher blickt lieber auf die Tabelle

Dass das Unentschieden ein gerechtes Ergebnis war, da stimmten beide Trainer nach einem tollen Spiel mit zwei völlig unterschiedlichen Halbzeiten überein. „So soll ein Derby sein“, freute sich Breitenbacher. Nach den beiden Niederlagen in der Vorsaison geht das Kreis-Duell in dieser Runde nach einem Sieg und dem Unentschieden klar an seine Mannschaft. „Das freut uns natürlich“, betonte er. „Aber wir haben andere Ziele, wollen uns so schnell wie möglich von den hinteren Plätzen absetzen. Mit Leistungen wie diesen, werden wir das auch schaffen.“

HSG Böblingen/Sindelfingen: Gsell, Maaß, Schmitt, Bonhage (6), Heinkele (6), M. Spitzl, F. Spitzl, Frommer (3), Todt (2), Seeger (8/davon 2 Siebenmeter), Hablizel (1), Lapp, Negler, Raff (4/1).

HSG Schönbuch: Gärtner, Koch, Sommer, T. Wolf (6), Zegledi, B. Wolf (1), Förch (7/6), Großhans, Gauß (4), Marks (2), Schmitt (5), Schmid, Wagner (2), Egenter (3).